Mikrobiom-Lab Analytik für Boden und Gewässergüte

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Grundwissen Boden-Bakterien

Teil 1

Die Acidobacteria

Obwohl die Acidobacteria als Bodenbakterium eine sehr dominante Rolle spielen, sind sie beim Landwirt kaum bekannt. Dieser Beitrag vermittelt einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit dieser wichtigen Bakteriengruppe. Um die Organik im Boden abzubauen, sind die Acidobacteria eine wichtige Schlüsselgruppe.

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Allgemeine Informationen
Die Acidobacteria leben aerob und bevorzugen eher saure Böden, im Namen klingt das mit „acido = sauer“ schon an. Sie zählen zur Gruppe der PGP, also der „plant-growth-promoting“ Bakterien, also den Bakterien, die das Pflanzenwachstum stimulieren und fördern. Sie gelten als De-Composer. Dort bauen sie also die Streu mit ihren kompleen Polysacchariden schneller ab und regulieren zugleich den Kreislauf aus Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel. Ohne die Acidobacter im Boden wäre dieser Kreislauf stark ausgebremst. Daher ist diese Gruppe auch ein Schlüsselorganismus im Wald, im Grünland und auf dem Acker. Gerade beim Kohlenstoff tragen die Acidobacteria erheblich dazu bei, daß Kohlenstoff im Boden besser verfügbar wird. Sie sind auch in der Lage, Nitrat und Nitrit zu reduzieren und somit den Stickstoffkreislauf zu regulieren. Interessant auch ihre Fähigkeit, Ammonium freizusetzen.

Tipp für Produzenten von Komposttee
Es wird immer wieder Waldboden empfohlen als Zusatz zum Komposttee. Grundsätzlich ist das ein interessanter Weg, um mehr Biologie in den KT zu bekommen. Die Oberböden von Buchenwäldern erzeugen aber meist mehr Härte im KT, was nicht erwünscht ist. Und die Acidobacteria aus dem Wald vertragen sich nicht ohne weiteres mit den Bakterien auf dem Acker bzw. am Blatt. Daher betrachten wir den Einsatz von Waldboden für Komposttee kritisch.

Aufbau von Biofilmen zum Schutz der Bodenstruktur
Die Acidobacteria scheiden Polysaccharide aus, also zuckerähnliche Substanzen und damit bauen sie stabile Biofilme im Boden. Das verbessert dessen Aggregatstabilität und zugleich auch die Wasserhaltekapazität. Die Bodenfeuchte wird also besser gespeichert. Diese Biofilme sind eine Art „Kleister des Lebens“, also sehr positiv zu bewerten. Kenner bewerten daher die Acidobacteria als die Ingenieure des Bodens, die dort die Dinge vorwärts bringen. Sie gelten als der Motor in der Entwicklung des Bodenlebens. Ihre ökologische Signifikanz ist sehr hoch.

Bodenschutz-Funktion mit Eisenfreisetzungs-Effekt
Sie schützen Böden vor pathogenen Pilzen oder Nematoden. Sie leben ja bevorzugt in sauren Böden und dort ist die Eisenreduktion zu zweiwertigem Eisen tendenziell gehemmt. Der Stoffwechsel der Acidobacteria bewirkt aber trotz saurem Boden, daß Eisen mit ihrer Hilfe sehr gut reduziert wird und daher ausreichend zweiwertiges Eisen freigesetzt werden kann.

Regulation von Stress, Schwermetallen, Hitze, Hunger
Bei Stress, Hunger, Hitze oder Schwermetallbelastungen verfügen die Acidobacter über Kontrollmechanismen, um diese Belastungen auszugleichen. Bei Nahrungsmangel können sie umschalten und atmosphärischen Wasserstoff als Nahrungsquelle aufnehmen. Das sichert ihr Überleben auch unter schwierigsten Bedingungen. Neuerdings wird sogar über die Bildung von Carotinoiden berichtet. Diese gelten als Antioxidans und schützen die Zellen vor oxidativem Stress (ROS).

Quelle. ANDERSON, Arden B. (1958), Science in Agriculture

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